Wie in jedem Jahr hat der “Interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde” die Arzneipflanze des Jahres gekürt. Mit dem Mönchspfeffer ist die Wahl auf eine weniger bekannte Pflanze gefallen, die vor allem für ihre lindernde Wirkung bei Frauenbeschwerden bekannt ist. Die ausgezeichnete Pflanze möchten wir Ihnen in einem Kurzprofil detaillierter vorstellen.
Mönchspfeffer – die Arzneipflanze im Profil
Der Mönchspfeffer, lateinisch Vitex agnus-castus, zählt im europäischen Raum zu den traditionellen Heilpflanzen. Schon in Zeiten des Alten Roms war der Mönchspfeffer bekannt und wurde zur Linderung leiblicher Beschwerden eingesetzt. Im alten Griechenland galt die Pflanze als Symbol der Keuschheit, aus der die Unterlage eines züchtigen Bettes herzustellen ist. Namen wie Keuschbaum oder Liebfrauenbettstroh sind deshalb hierzulande ebenfalls geläufig.
Die schwarzroten und fleischigen Früchte des Mönchspfeffers werden vielseitig als Pflanzenteile verwendet, beispielsweise über das Mittelalter hinweg als pikantes Gewürz. Hierdurch ist die Bezeichnung als “Pfeffer” mit einer Kultivierung in vielen Klostergärten Europas erklärbar.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Mönchspfeffer
Angewendet wird Mönchspfeffer im Regelfall als ätherisches Öl, dessen Grundlage aus den Samen der Früchte gewonnen wird. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen des Öls zählen:
Wie bei allen Gaben der Natur gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für die garantierte Wirksamkeit von Präparaten aus Mönchspfeffer. Viele Studien deuten darauf hin, dass die Kombination vieler dieser Inhaltsstoffe Einfluss auf die menschliche Hypophyse nehmen. Diese spielt primär eine Rolle bei der Regulation des Hormonhaushaltes.
Welche Wirkungen werden mit der Arzneipflanze verbunden?
Eingenommen wird Mönchspfeffer als Öl vorrangig von Frauen, die hormonbedingte Beschwerden lindern möchten. Dies gilt speziell zur Vermeidung von Menstruationsschmerzen sowie der sanften Beeinflussung der monatlichen Regel. Viele betroffene Frauen schildern eine Linderung von Symptomen wie Schmerzen in der Brust, Kopfschmerzen oder innerer Anspannung, sofern ein Mönchspfeffer-Produkt in der entsprechenden Phase der Monatsregel eingenommen wird.
Außerdem wird dem Mönchspfeffer eine stabilisierende und regulierende Wirkung auf die Menstruation zugeschrieben. Hiervon können Frauen profitieren, die einen vergeblichen Kinderwunsch aufgrund von unregelmäßigen Zyklen rein natürlich beeinflussen möchten.
Quelle: Kräutermagazin
Die Brennnessel (Urtica dioica) wurde durch die Jury des NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2022 gekürt. Wie Heilpraktiker Konrad Jungnickel, Vorsitzender der Jury, mitteilte, war ein Grund für die Wahl, „dass die zutiefst einheimische Pflanze so ungeheuer vielseitig nutzbar ist“.
Von der Brennnessel wird das gesamte Kraut wie auch die Wurzel therapeutisch genutzt.
Paracelsus, der Namensgeber des Vereins, wusste schon vor etwa 500 Jahren: „Wenn man sie kocht und mit Pfeffer oder Ingwer mischt und auflegt, hilft dies bei Gelenkschmerzen.“ Heute ist die gute Wirksamkeit der Brennnessel bei rheumatischen Erkrankungen wissenschaftlich erwiesen, ebenso bei Harnwegsinfekten oder Nierengrieß.
Sie wirkt unter anderem leicht harntreibend, entzündungshemmend, schmerzstillend und immunmodulierend. Die durchblutungsfördernden Inhaltsstoffe der wehrhaften Pflanze sind bereits beim Berühren schmerzhaft zu spüren. Der Stoffwechsel wird angeregt und auch Prostatabeschwerden bessern sich. Erfahrungsmedizinischen Gebrauch finden daneben die Brennnesselfrüchte, so beispielsweise als Mittel gegen Haarausfall, zur Potenzsteigerung oder als allgemeines Kräftigungsmittel.
Die als Unkraut verschriene und meist unbeliebte Pflanze verfügt noch über weitere bedeutende Fähigkeiten. „Sie ist wichtig für ein ausgeglichenes Zusammenspiel der Natur“, erklärt Jungnickel „denn sie ist fast ausschließliches Nahrungsmittel für die Raupen einiger Schmetterlingsarten. Deshalb sollte sie nicht schonungslos aus unseren Gärten verbannt werden.“ Die Vielseitigkeit der Pflanze zeigt sich seit Jahrtausenden auch als Grundstoff für die Papierherstellung, als Faserpflanze zur Herstellung von Kleidung, zum Färben von Wolle oder als Nahrungsmittel in Form von Suppe oder Brennnesselspinat.
Die „Heilpflanze des Jahres“ wird im Auftrag des NHV Theophrastus bereits zum 20. Mal gekürt. Zweck dieser Aktivität ist es, auf Schätze der Natur aufmerksam zu machen und damit traditionelles und modernes naturheilkundliches Wissen weiterzugeben. Vorgänger der Brennnessel waren unter anderem Lavendel, Zwiebel und Wegwarte.
Die Online-Präsentation auf der Internetseite des Vereins unter www.nhv-theophrastus.de vermittelt einen Eindruck über Bekanntheit und Nutzung der Pflanze durch die Jahrtausende. Weitere Informationen rund um die Brennnessel werden 2022 veröffentlicht.
Maria Vogel, Dipl.-Ing. (Pharmazie)
NHV Theophrastus, 2. Juni 2021
Bild: Andreas Roloff Bild: Wolf Polzin